
Carl Gustav Jung
Als Pionier des Unbewussten wies Jung nach, dass der Mensch sich mit den Einflüssen der Aussenwelt auseinandersetzen muss. Zugleich ist er sehr machtvollen Einflüssen ausgesetzt, die seiner innerseelischen Welt entstammen.
Psychotherapie als individuelles Coaching verstanden, hat die Aufgabe Menschen bei Schwierigkeiten in der Auseinandersetzung mit der Umwelt oder Innenwelt zu unterstützen. Sie hat ihnen zur Selbsthilfe Wissen und Werkzeuge zu vermitteln.Im Jugendalter ist eine bestmögliche Bewusstseinsentfaltung anzustreben. Eine realitätsbezogene Auseinandersetzung mit der Umwelt ist notwendig. Dem älteren Menschen fällt die schwierige Aufgabe zu, den Brückenschlag zwischen dem Ich-Bewusstsein und dem Unbewussten herzustellen. Die Berücksichtigung und verantwortungsvolle Miteinbeziehung unbewusst gebliebener Seelenanteile ermöglichen eine vertiefte Selbsterkenntnis. Die persönliche Erfahrung, dass unsere Seele nicht gehirnverhaftet ist und über Raum und Zeit hinausgreift, gibt auch dem Altern seinen Sinn. Der Tod wird als ein Übergang in eine andere Lebensdimension wahrgenommen, auf die man sich vorzubereiten vermag.
Persönlichkeitsentwicklung Prozessorientierte Tiefenpsychologie
C.G. Jung entwickelte eine Methode zur Bewusstwerdung des Wesenskerns, den er das Selbst nannte.
Die individuelle Auseinandersetzung des Ich-Bewusstseins mit den Inhalten des Unbewussten setzt einen sich vertiefenden Selbsterkenntnisprozess in Gang. Träume, spontan auftauchende Phantasien und innere Zwiesprachen bilden die Brücke. Sie werden gemalt, modelliert und aufgeschrieben. Diese Arbeit legt die der Seele innewohnenden Gegensätze bloss. Sie erhalten einen gleichnishaften Ausdruck. Lebenserweiternde, wie lebensbehindernde Persönlichkeitsanteile können erkannt werden. Der schützende Rahmen einer tiefenpsychologischen Therapie ermöglicht, dass bisher unbewusste Persönlichkeitsanteile in Eigenverantwortung und unter Einbezug der Mit-Welt entwickelt und kultiviert werden. Jung nannte diesen heilsamen, kreative Kräfte freisetzenden Prozess Individuationsprozess. Er ist ein innerer Wandlungs- und Erneuerungsprozess. Ein Wesensgrund wird erfahrbar, der gleichnishaft als das Göttliche in der eigenen Seele umschrieben wird.

Aktive Traumarbeit
Träume sind Botschaften aus dem Unbewussten. Sie spiegeln Fragen, die uns das Leben stellt und signalisieren Persönlichkeitswandlungen. Ihre gleichnishaften Botschaften werden im Dialog mit dem Therapeuten erforscht, bis die Interpretation dem Träumenden einleuchtet.
Die aktive Umsetzung der Traumdeutung im Alltagsleben hilft mit, unsere Handlungs- und Bewusstseinsgrenzen zu öffnen. Neue Fähigkeiten und Begabungen werden erfahren. Die meisten Träume widerspiegeln unsere Tageseindrücke, unsere Wünsche, Begierden, Befürchtungen, unsere Denk- und Handlungsgewohnheiten. Sie vermitteln und kommentieren oft das, was wir aufgrund unserer Denkmuster nicht erkennen. Kindheitserinnerungen, Verletzungen, unterschwellige Lebensauffassungen werden bewusst und therapeutisch aufgearbeitet. Eine Erweiterung des Selbstbewusstseins setzt ein. Lebensvertrauen sowie Lebensenergien werden zurückgewonnen.Im Traum spiegelt sich die raumzeitlose Dimension der Seele und sogenannte ‚grosse Träume’ sind möglich. Wichtige kritische Übergängen im Leben des Menschen, Pubertät, Eintritt in die Ehe, die Geburt von Kindern, die Sinnfindung im Alter und der Tod werden durch Träume vorbereitet und unterstützt. ‚Grosse Träume’ sind visionär und wegweisend. Sie übermitteln Heilwissen, Erfindungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und eröffnen Einblicke in Raum und Zeit.
Ressourcen aktivieren im Alter
Die Übergangsphase in den Lebensabschnitt Alter ist eine Zeit höchster psychologischer Wichtigkeit. Sie konfrontiert uns mit neuartigen Situationen, mit zuvor nicht erlebten seelischen sowie körperlichen Belastungen.
Das Abnehmen der verbleibenden Lebenszeit und der Tod als das natürliche und unausweichliche Lebensende beschäftigen bewusst oder unbewusst das Erleben des älteren Menschen.Die Wertsetzungen der heutigen Gesellschaft erschweren die Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe. Im Alter jung bleiben und die bisherigen Verhaltensmuster beizubehalten erscheint lohnenswert. Das Altern als eine eigenständige Lebensphase wird entwertet und ziellos. Gelingt es dem älteren Menschen jedoch sich neu zu orientieren, setzt eine sinnvolle Weiterentwicklung mit neuen Erkenntnismöglichkeiten ein.
Die tiefenpsychologisch orientierte Lebensberatung vermittelt Wissen und Erfahrungsmöglichkeiten, wie Resignation und Erstarren in festgefahrenen Denk- und Verhaltensmustern überwunden werden können. Der Stress, sich nach äusseren Vorbildern zu richten, löst sich auf. Ein geistig-seelischer Entwicklungsprozess setzt ein, der neue Türen öffnet und die Rückgewinnung von Lebensenergie ermöglicht.
C.G. Jung als Pionier konnte belegen, dass zur Seele das geistig-transzendente Bedürfnis gehört. Er wies mit seinen Forschungen nach, dass sich diese spirituelle Anlage seit jeher, in allen Kulturen und individuell in einer zeitlosen ‚religiösen’ Symbol- oder Gleichnissprache kundtat. Die Anwendung der von ihm erforschten Methode, wie mit Hilfe der Vernunft diese Symbolsprache in unsere intellektuelle Begriffssprache übersetzt werden kann, ermöglicht die Entfaltung des Menschen auf eine geistig-transzendente Wirklichkeit hin. Das Lebensende wird gefühlsmässig als ein Übergang von der materiellen Dimension in die geistig-seelische Dimension begriffen.
